Hospiz St. Hildegard blickt auf sein 25-jähriges Bestehen zurück

Als der Caritasverband im Oktober 1995 nach dem Umbau der ehemaligen Pflegevorschule das Hospiz St. Hildegard eröffnete, war dessen Zukunft ungewiss.

Zu diesem Zeitpunkt gab es bundesweit gerade einmal 22 stationäre Hospize. Heute, nach 25 Jahren, kennt fast jeder Bochumer die altehrwürdige grüne Gründerzeitvilla, die die Kreuzung von Wasserstraße und Königsallee hinter alten Bäumen überragt. "Mit der Gründung des Hospizes haben wir damals völliges Neuland betreten", erinnert sich Prof. Dr. Herbert A. Neumann, der als Chefarzt des St. Elisabeth-Hospitals zusammen mit Caritasdirektor Prälat Josef Ernesti die Idee einer Spezialeinrichtung für schwerstkranke und sterbende Menschen in Bochum entwickelte. "Wir sind mit einem Riesenberg Schulden gestartet. Eine verbindliche Finanzierung durch die Pflege- oder Krankenkassen gab es noch nicht. Aber wir waren fest davon überzeugt, dass sich etwas ändern muss in der Betreuung unheilbar kranker Menschen. Die Bochumer Bürgerinnen und Bürger haben uns dabei zum Glück von Beginn an sehr engagiert und großzügig unterstützt."

Aber es gab auch kritische Stimmen. Manche befürchteten, dass Sterbende dorthin "abgeschoben" oder die Pflegekräfte überfordert würden. Nichts davon hat sich bestätigt: Inzwischen gibt es in Deutschland rund 230 stationäre Hospize, hinzu kommen 1.000 ambulante Hospizdienste. Dennoch übersteigt die Nachfrage gerade im stationären Bereich oft die Kapazität der vorhandenen Plätze. Der ganzheitliche Ansatz der Hospize, schwerstkranke Menschen nicht nur medizinisch zu versorgen, sondern ganz individuell auf ihre Bedürfnisse und Wünsche einzugehen und die Angehörigen intensiv zu begleiten, hat sich durchgesetzt. Was sich auch daran bemerkbar macht, dass immer mehr Krankenhäuser Palliativstationen anbieten.

Der Hospiz-Bewegung ist es gelungen, das Sterben wieder in das Bewusstsein unserer Gesellschaft zurückzuholen und den Menschen ein ganzes Stück die Angst davor zu nehmen", resümiert Hospizleiter Johannes Kevenhörster die Entwicklung der letzten 25 Jahre. Wenngleich er in der zum Teil heftig geführten Debatte um das Thema "Sterbehilfe" eine besorgniserregende Entwicklung sieht. "Sicherlich gibt es immer wieder Fälle, in denen Menschen ihr Leiden nicht mehr ertragen und ihrem Leben selbst ein Ende setzen möchten. Als christliches Hospiz möchten wir diesen Menschen zeigen, dass es auch anders geht, dass wir sie nicht alleine lassen, dass das Leben trotz allem bis zuletzt lebenswert sein kann. Das lehren uns unsere Hospiz-Gäste immer wieder." 

Um dieses ethisch hochkomplexe Thema von verschiedenen Seiten zu beleuchten, hatte das Hospiz St. Hildegard zu seinem 25-jährigen Jubiläum einen Gesprächsabend mit dem ehemaligen Bundestagspräsidenten Prof. Dr. Norbert Lammert in der Bochum-Weitmarer St.-Franziskuskirche geplant. Allerdings musste die Veranstaltung wegen der aktuell drastisch steigenden Corona-Zahlen kurzfristig abgesagt werden. "Das ist sehr schade", bedauert Kevenhörster. "Aber wir bleiben dran und hoffen, die Veranstaltung im nächsten Frühjahr nachholen zu können. Schließlich erstreckt sich unser Jubiläumsjahr noch bis Oktober 2021."

Das Hospiz St. Hildegard in Zahlen

In 2019 wurden 117 Personen in einem der 11 Einzelzimmer des Hospiz St. Hildegard während ihrer letzten Lebensphase begleitet. 92 Prozent von ihnen litten unter einer fortgeschrittenen Tumorerkrankung. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste betrug 28 Tage. Für ihre ganzheitliche Betreuung waren 18 Palliativpflegekräfte und 50 Ehrenamtliche im Einsatz. Der jüngste Gast war 22, der älteste 98 Jahre alt.